| sebastian on 3 Oct 2000 18:02:59 -0000 |
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Brandanschlag auf Düsseldorfer Synagoge
Berlin, 03. Okt (Reuters) - Auf die Düsseldorfer Synagoge ist in
der Nacht zum zehnten Jahrestag der deutschen Einheit ein
Brandanschlag verübt worden. Nach Angaben der Polizei wurden am
Montagabend gegen 23.00 Uhr drei Brandsätze und ein Stein in den
Eingangsbereich des jüdischen Gotteshauses geworfen. Die
Brandsätze hätten geringen Sachschaden angerichtet. Im Zuge der
Fahndung seien zwei Jugendliche festgenommen worden, deren
Vernehmung am Dienstag andauerte. Der Präsident des Zentralrats
der Juden, Paul Spiegel, äußerte sich entsetzt und forderte ein
deutliches Zeichen der Solidarität. Landesinnenminister Fritz
Behrens (SPD) ordnete verstärkten Polizeischutz für jüdische
Einrichtungen an. Zu Zwischenfällen mit rechtem Hintergrund kam
es in Buchenwald, Schwerin und in Hiddenhausen bei Bielefeld.
Kurz nach dem Anschlag auf die Synagoge habe eine Nachbarin den
Feuerschein bemerkt und die Flammen ausgetreten, sagte am
Dienstag ein Polizeisprecher. Zeugen hätten zwei bis vier
Personen gesehen, darunter auch einen etwa 30 Jahre alten Mann.
Im Zuge der Fahndung seien zwei Jugendliche festgenommen worden,
deren Vernehmung am Mittag andauerte. Gegen die beiden bestand
laut Polizei zunächst kein dringender Tatverdacht. Sie seien
bisher auch nicht als Rechtsradikale in Erscheinung getreten.
Spiegel sprach am Rande der Einheitsfeiern in Dresden von einem
"abscheulichen und antisemitischen Vorfall". Es sei der zweite
Anschlag auf Juden binnen eines halben Jahres. "Das gibt uns in
der Tat zu denken, ob es wirklich richtig war, hier in
Deutschland wieder jüdische Gemeinden aufzubauen", sagte Spiegel
Reuters-TV. Von älteren Menschen habe er Anrufe erhalten, ob sie
wie nach Hitlers Machtübernahme 1933 wieder Deutschland
verlassen müssten. "Ich weiß noch nicht, was ich den Menschen
sagen soll", sagte Spiegel. "Wir brauchen sehr dringend ein
Zeichen, dass die deutsche Bevölkerung das nicht will, dass es
sich um Einzeltäter handelt. Auf dieses Zeichen warten wir."
Der nordrhein-westfälische Innenminister Behrens nannte die Tat
"feige und verabscheuungswürdig" und wies darauf hin, dass
innerhalb von wenigen Wochen Juden in Düsseldorf zum zweiten Mal
von einem Anschlag betroffen seien. Während die erste Tat noch
nicht aufgeklärt sei, müsse dieses Mal offensichtlich von einer
antisemitischen Motivation ausgegangen werden. Die polizeilichen
Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz jüdischer Einrichtungen seien
bereits verstärkt worden. Bei der Explosion einer Handgranate
waren am 27. Juli in einer S-Bahn-Unterführung im Düsseldorfer
Stadtteil Flingern zehn Menschen aus der früheren Sowjetunion
verletzt worden, von denen sechs jüdischen Glaubens waren.
Der Rats-Vorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD), Präses Manfred Kock, erklärte, der Anschlag rufe
"schreckliche Erinnerungen an das dunkelste Kapitel deutscher
Vergangenheit wach". Er sei bestürzt und verurteile das
Verbrechen zutiefst. FDP-Chef Wolfgang Gerhardt sagte, der
Anschlag zeige, dass im Osten und Westen Deutschlands noch viel
getan werden müsse, damit Toleranz, Achtung und Menschlichkeit
das Handeln eines jeden bestimmten.
Unbekannte schmierten in der Nacht zum Dienstag drei Hakenkreuze
in den Glockenturm der KZ-Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar.
Der nach dem Krieg zur Mahnung errichtete Turm liegt den
Polizeiangaben zufolge etwa einen Kilometer vom Gelände des
früheren Konzentrationslagers entfernt. Bereits in der
Vergangenheit war die Gedenkstätte mehrfach durch Schmierereien
geschändet worden. In dem 1937 auf dem Ettersberg errichteten KZ
waren bis 1945 mehr als 50.000 Menschen ums Leben gekommen.
In Schwerin griffen zwei Skinheads nach Polizeiangaben am
Montagabend ein Aussiedler-Ehepaar russischer Nationalität an.
Sie hätten die Frau geschlagen und auf den Boden gezerrt. Die
Frau habe Prellungen und Blutergüsse im Gesicht erlitten. Die
per Notruf alarmierte Polizei habe einen der Täter noch am
Tatort stellen können. Der zweite Täter sei der Polizei
namentlich bekannt. Nach ihm wurde am Dienstag noch gefahndet.
Im westfälischen Hiddenhausen bei Bielefeld nahm die Polizei am
Dienstag neun Rechtsradikale vorübergehend in Gewahrsam. Die
Jugendlichen im Alter zwischen 17 und 18 Jahren seien auf dem
Weg zu einem Asylantenheim gewesen und hätten zuvor "ganz
eindeutige ausländerfeindliche und rechtsradikale Parolen durch
die Gegend geschrien", sagte ein Polizeisprecher in Herford.
Nach den Vernehmungen seien sie wegen fehlender Haftgründe
wieder entlassen worden. Alle neun erwarte ein Strafverfahren
wegen Volksverhetzung.
<http://www.reuters.de>
Bestürzung und Empörung
Brandanschlag auf Düsseldorfer Synagoge
Unbekannte haben Molotow-Cocktails gegen die Düsseldorfer
Synagoge geschleudert. Menschen wurden nicht verletzt, es
entstand geringer Sachschaden. Der Zentralrat der Juden
verurteilte den Anschlag als abscheuliche Tat.
Düsseldorf - Ein Brandanschlag auf die Düsseldorfer Synagoge hat
den Tag der Deutschen Einheit überschattet. Bis zum Abend
fahndeten die Ermittlungsbehörden vergeblich nach den Tätern,
die am Montag kurz vor Mitternacht einen Stein gegen die
gläserne Eingangstür des Bethauses geworfen und anschließend
mehrere Molotow-Cocktails gegen das Gebäude geschleudert hatten.
Zwei zunächst in Verdacht geratene Jugendliche kommen nach
Angaben der Polizei nicht als Täter in Betracht. Verletzt wurde
bei dem Anschlag niemand, auch der Sachschaden blieb gering.
Umso größer war die Bestürzung, mit der Politiker und Zentralrat
der Juden auf die Tat reagierten.
Der Pressesprecher der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft, Johannes
Mocken, schloss am Dienstagnachmittag nicht aus, dass die Tat
einen rechtsextremen Hintergrund haben könnte, betonte aber,
dass es dafür noch keine konkreten Hinweise gebe. Zur Ergreifung
der Täter sei eine Belohnung von 10.000 Mark ausgesetzt,
obgleich gegenwärtig lediglich wegen gemeinschädigender
Sachbeschädigung und noch nicht wegen Brandstiftung ermittelt
werde.
Die beiden 15 und 16 Jahre alten Jugendlichen, die am frühen
Dienstagmorgen kurz nach dem Anschlag vorläufig festgenommen
worden waren, konnten den Angaben zufolge nachweisen, dass sie
zur Tatzeit auf Diebestour durch das benachbarte Ratingen
gezogen waren. Die Jungen, die auf ihren Jacken Hakenkreuze
aufgesprüht hatten, stünden deshalb in diesem Fall nicht mehr
unter Tatverdacht.
Ein Passant hatte in der Nacht zum Tag der Deutschen Einheit um
23.48 Uhr die Polizei alarmiert. Kurz darauf trafen die
Einsatzkräfte an der Synagoge in der Düsseldorfer Zietenstraße
ein. Nach Polizeiangaben versuchten der oder die Täter
vermutlich, die Eingangstür zunächst mit einem Ziegelstein
einzuschlagen. Danach wurden ein bis drei Molotow-Cocktails
gegen den Eingangsbereich des Gotteshauses geworfen.
Eine Frau aus der Nachbarschaft bemerkte den Feuerschein auf dem
Heimweg, kletterte über den etwa zwei Meter hohen Zaun und trat
die Flammen aus. Die Polizei löste eine Großfahndung aus.
Widersprüchlichen Angaben zufolge sollen zwei bis vier Personen
geflohen sein.
Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Paul
Spiegel, verurteilte die Tat als abscheulichen antisemitischen
Anschlag. "Es ist schon bezeichnend, dass innerhalb von sechs
Monaten in Deutschland zwei Synagogen angegriffen werden." Der
in Düsseldorf lebende Spiegel kritisierte: "Was muss noch
passieren, damit die Deutschen endlich begreifen, was sich in
ihrem Lande an Menschenfeindlichkeit abspielt."
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) reagierte ebenfalls
bestürzt auf die Nachricht über den Brandanschlag: "Ich
verurteile das Verbrechen zutiefst. Wer es verübt hat, wollte
gezielt das jüdische Gotteshaus beschädigen und hat in Kauf
genommen, dass Menschen zu Schaden kommen", sagte der EKD-
Ratsvorsitzende Manfred Kock. Das Geschehen rufe schreckliche
Erinnerungen an das dunkelste Kapitel deutscher Vergangenheit
wach.
Der stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Juden in
Deutschland, Michel Friedmann, sprach von einem "feigen Akt der
Gewalt". Der Anschlag mache deutlich, dass der "Antisemitismus
in Deutschland immer enthemmter, brutaler und gewalttätiger"
werde.
<http://www.spiegel.de>
Bestürzung nach Brandanschlag auf Düsseldorfer Synagoge
Bestürzung und Entrüstung haben der Brandanschlag auf die
Düsseldorfer Synagoge und die Schändung der KZ-Gedenkstätte
Buchenwald ausgelöst. Bei dem Anschlag in Düsseldorf in der
Nacht zum Tag der Deutschen Einheit entstand geringer
Sachschaden, verletzt wurde niemand. Der Präsident des
Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, sprach im
Mitteldeutschen Rundfunk von einem "antisemitischen Anschlag der
schlimmsten Art" und stellte die Frage, "ob es richtig ist, dass
Juden in Deutschland leben, ob es richtig war, hier wieder
jüdische Gemeinden aufzubauen". "Was muss noch passieren, damit
die Deutschen endlich begreifen, was sich in ihrem Land an
Menschenfeindlichkeit abspielt", sagte Spiegel. Es sei schon
bezeichnend, dass innerhalb von sechs Monaten zwei Synagogen
angegriffen wurden.
Auch zahlreiche Politiker und der Ratsvorsitzende der
Evangelischen Kirche in Deutschland, Manfred Kock, verurteilten
den Anschlag scharf. Das Geschehen rufe schreckliche
Erinnerungen an das dunkelste Kapitel deutscher Vergangenheit
wach, erklärte Kock.
Brandsätze gegen Eingangstür
Die Tat im Stadtteil Golzheim geschah am Montag gegen 23.45 Uhr.
Nach Angaben der Polizei wurden ein bis drei Brandsätze über den
rund zwei Meter hohen Zaun geworfen, der in einiger Entfernung
die Synagoge und ein angebautes Wohnhaus abschirmt, in dem der
Landesverband der jüdischen Gemeinden Nordrhein seine
Geschäftsstelle hat. Vorher hatten der oder die Täter offenbar
versucht, die gläserne Eingangstür der Synagoge mit einem
Ziegelstein einzuwerfen. Die Brandsatz-Flaschen zerschellten,
ihr Inhalt verbrannte auf dem Boden vor dem Gebäude, die Tür
wurde von Ruß geschwärzt. Eine 31-jährige Passantin sah das
Feuer, kletterte über den Zaun und trat die Flammen aus.
Bisher keine heiße Spur
Die beiden im Zuge der Fahndung nach dem Anschlag festgenommenen
Jugendlichen stehen nicht mehr unter Tatverdacht. Die 15 und 16
Jahre alten Jugendlichen mit Hakenkreuzen auf den Jacken waren
nach Angaben der Staatsanwaltschaft auf Einbruchstour, als sie
festgenommen wurden.
Für Hinweise zur Ergreifung der Täter wurde eine Belohnung von
10.000 Mark ausgesetzt. Zeugen wollten bei dem Anschlag kurz vor
Mitternacht zwei bis vier Männer gesehen haben. Nach Angaben der
Staatsanwaltschaft hat die Videoüberwachung der Synagoge keine
Aufschlüsse über die Täter gebracht. Sie sei nicht ausgelöst
worden. Erst beim Löschversuch der jungen Frau habe der
Bewegungsmelder die Überwachung in Gang gesetzt. Die Synagoge
wird von der Polizei überwacht. Es habe aber keine ständige
Präsenz gegeben.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Wolfgang Clement will
sich am Mittwochmorgen mit Spiegel zu einem Gespräch am Tatort
treffen. Der nordrhein-westfälische Innenminister Fritz Behrens
versprach schnellstmögliche Aufklärung und unnachsichtige
Verfolgung. Behrens (SPD) sicherte Spiegel einen verstärkten
Schutz jüdischer Einrichtungen zu. Nach dem Anschlag
demonstrierten in Düsseldorf spontan mehr als 500 Menschen
überwiegend aus dem linken Spektrum gegen rechte Gewalt.
KZ-Gedenkstätte Buchenwald geschändet
Bei dem Anschlag auf die KZ-Gedenkstätte Buchenwald sind in der
Nacht zum Dienstag ein Museumsgebäude beschädigt und mehrere
Tafeln im Freigelände mit Hakenkreuzen und Nazi-Symbolen
beschmiert worden. Zur Ermittlung der Täter gab es nach Angaben
der Behörden bereits am Dienstag erste Anhaltspunkte. Die
eingesetzte Sonderkommission verfolge im rechtsextremen Spektrum
"eine weitergehende Spur", sagte der Staatssekretär im Thüringer
Innenministerium, Georg Brügge.
Spiegel mit Bombenattrappe bedroht
Eine Woche vor dem Anschlag auf die Düsseldorfer Synagoge ist
der Präsident des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, angeblich
mit einer Bombenattrappe massiv bedroht worden. Wie die Kölner
Tageszeitung "Express" unter Berufung auf Ermittlerkreise
berichtet, traf in Spiegels Düsseldorfer Büro am 27. September
ein an ihn adressiertes Päckchen mit einer Bombenattrappe ein.
Dabei habe ein Zettel gelegen, auf dem stand: "Kommt Zeit, kommt
Rat, kommt Attentat ...".
Mitarbeiterinnen von Spiegels Künstleragentur hatten den Angaben
zufolge beim Auspacken des Päckchens dünne Drähte entdeckt,
waren sofort aus dem Büro geflüchtet und hatten die Polizei
gerufen. Auch Sprengstoff-Experten seien alarmiert worden. Wie
die Zeitung weiter berichtet, untersuchen Ermittler des Landes-
und Bundeskriminalamts (BKA) derzeit Päckchen und Zettel auf
Spuren. Der Absender sei jedoch noch völlig unbekannt. Spiegel
wurde daraufhin noch stärker bewacht.
<http://www.tagesschau.de>
3. Oktober
Ein Lob auf die Deutschen
Zehn Jahre Wiedervereinigung - ein ganz normales Land
Von Roger de Weck
[...]
<http://www.zeit.de>
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